Drei Tourismus-Institutionen wollen Sankt Goarshausen verlassen
Mit den Arbeiten am Haus geht es vorwärts. Aber einige größere Projekte hier am Ort scheinen sich rapide rückwärts zu entwickeln. Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal, die Touristik-Gemeinschaft „Tal der Loreley“ und die GmbH „Romantischer Rhein“ wollen ihren Sitz von Sankt Goarshausen weg auf die andere Rheinseite verlegen. Alles schon beschlossen, die rechtsrheinischen Gemeinden der VG Loreley davon überrascht, überrumpelt, ausgebootet. Viele erfuhren es offenbar erst am 28. März durch einen Artikel in der Rhein-Zeitung. Dabei hatte man in Sankt Goar bereits am 12. März öffentlich frohlockt, dass der Zweckverband „in Kürze mit seiner Geschäftsstelle“ in ein bis dato leerstehendes Gebäude in der Innenstadt einziehen werde.
Das alles geschieht wohl nicht zufällig. Die offizielle Erklärung leuchtet ein, man wolle alle Institutionen unter einem Dach vereinen. Aber wieso wurde dieses Dach nicht in Sankt Goarshausen gefunden? Vielleicht, weil nicht offensiv danach gesucht wurde. „Sankt Goarshausen ist nicht gerade dafür bekannt, dass massiver Raummangel bestünde“, zitiert die Rhein-Zeitung einen der rechtsrheinischen Ortsbürgermeister.
Allerdings haben die Stadt und mehrere rechtsrheinische Ortsgemeinden erst vor wenigen Monaten ihren Austritt aus dem Welterbe beschlossen, um damit gegen das jüngst verhängte Windkraft-Verbot zu protestieren. (Hier meine fassungslose Reaktion darauf.) Zwar ist der Beschluss „ausgesetzt“, bis eine entgültige Entscheidung über die Windräder getroffen ist. Doch vor diesem Hintergrund wirkt der Wegzug der Zweckverband-Welterbe-Geschäftsstelle naheliegend. Wer will schon bei jemandem zu Gast sein, der sich öffentlich von ihm losgesagt hat. Der Verbandsgemeinde-Bürgermeister versucht weiter, den Austrittsbeschluss als Druckmittel einzusetzen und merkt offenbar nicht, dass das nicht verfängt.
Fatal auch, dass gleichzeitig zwei weitere Vereinigungen den Standort auf dem Loreley-Plateau kündigen. Dennis Maxeiner, einer der Bürgermeister der benachbarten Orte, erinnert daran, dass extra ein Anbau für 370.000 Euro errichtet worden sei, um die Touristiker auf der Loreley unterzubringen. Ich kenne die Einzelheiten noch nicht, wundere mich aber, dass man für einen Pächter 370.000 investiert, ohne einen langfristigen Pachtvertrag (z.B. 20 Jahre) abzuschließen.
Jetzt ist der Jammer groß. Dass es so weit kommen konnte, wirft allerdings Fragen auf. Sind die Umzugs-Beschlüsse korrekt zustande gekommen? Das soll laut Rhein-Zeitung nun geklärt werden.