Ende der 40er Jahre muss das Haus umgebaut worden sein. Bei meinem Besuch im Stadtarchiv händigte Herr Bonn mir eine Kopie des damaligen Bauantrags aus. In der Baubeschreibung des Bauherren F. Hilterhaus heißt es:
„In dem Erdgeschoss des bestehenden Wohnhauses, soll um eine bessere Beleuchtung der Zimmer herbeizuführen, die eine Wand herausgenommen und durch eine neue Wand ersetzt werden.
Die Pfette der Wand bleibt bestehen und wird in der neuen Wand durch einen Holzpfosten gestützt.
…“
Der Grundriss in diesem Bauantrag zeigt vermutlich den Ursprungszustand. Demnach war das Erdgeschoss in vier Räume (plus Treppenhaus) aufgeteilt. Die hinteren beiden Räume haben Fenster zur Gasse. Da die Gasse sehr schmal ist, müssen diese Räume ziemlich duster gewesen sein.
Heute sieht der Grundriss so aus:
Das Wohnzimmer, das nun die ganze Tiefe des Hauses einnimmt, hat kein Fenster mehr nach hinten raus, ist aber wegen der beiden Südfenster zum Rhein hin trotzdem hell genug. Der vordere Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer ist verschwunden. Was mir auffällt: Von der im Bauantrag erwähnten „neuen Wand“ ist nichts zu sehen, und auch kein Holzpfosten, der irgend etwas abstützt. Aber na ja, die letzten 60 Jahre hat es ja gehalten.
Eine Besonderheit des Hauses sind die Nischen in den Seitenwänden. Inzwischen haben eine Architektin, ein Architekt und ein Statiker das Haus in Augenschein genommen, aber niemand konnte mir sagen, was es mit diesen gemauerten Nischen, Bögen und Pfeilern in den Wänden auf sich hat.
Hinten rechts war die Ecke des Hauses offenbar auch verstärkt, doch von diesem Pfeiler wurden die unteren zwei Drittel abgetragen. Wie ich mit diesen Besonderheiten gestalterisch umgehe, weiß ich noch nicht.
Trotzdem, das Haus wird wunderschön!
Die Küche ist gigantische 1,67 Meter breit. Der hintere Teil, in dem zum Glück das Fenster zur Gasse erhalten geblieben ist, sieht heute so aus:
Die Küche ist also ein schmaler Schlauch mit einer lieblos eingebauten relativ neuen Gas-Brennwerttherme und dem Türchen zum Keller (links unter der Treppe).
Diesen hinteren Teil werde ich abtrennen und dort eine Toilette einbauen lassen. Die Verbindung von der Küche ins Wohnzimmer wird dann wieder vorne sein, so wie früher.
Eine andere Immobilien-Verrückte, die bereits zwei Häuser in der Nachbarschaft gekauft und saniert hat, meinte: „Ihr Haus haben wir auch besichtigt. Aber das hat uns nicht gefallen. Es ist ja total verbaut.“
So, so.
Und ich sage: Es wird wunderbar!
Aber nochmal zurück in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts, zu unserem Bauherren Hilterhaus und seinem Bauvorhaben. Die Genehmigung zum Bauen hat er wohl bekommen. Doch auch wenn das Haus inzwischen anders aussieht als damals, irgendwas scheint nicht so gelaufen sein, wie er geplant hatte. Mit Datum vom 24. Februar 1951 findet sich ein Zettel in der Bauakte:
Verfügung!
1. Das Bauvorhaben wurde nicht ausgeführt. Die Bauerlaubnis ist erloschen.
2. Der Bauherr wurde nach Formblatt benachrichtigt.
3. Z. d. Bauakten.
Und doch gibt es noch mehr zu sagen über die Reise des Häuschens durch die Zeit. Aber dazu ein anderes Mal.
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